Der Darm – ein häufig unterschätztes Organ

Immer mehr Menschen reagieren heute auf bestimmte Nahrungsmittel mit Unwohlsein, Bauchschmerzen, Verstopfung, Blähungen oder Durchfall. Aber auch Kopfschmerzen, chronische Müdigkeit, Gelenkentzündungen und Hautbeschwerden sind mögliche Folgen. Oft sind es nicht nur akute Vorfälle, sondern länger bestehende, auch unspezifische Beschwerden. Dem Darm als zentrales Organ der Gesundheit sollte hinsichtlich dieser Beschwerden mehr Beachtung geschenkt werden. Auch, wenn er kein Organ ist, über das man sich gerne unterhält. Das ist bei anderen Organen sicherlich anders.

Wenn der Darm den Tagesablauf bestimmt …

Ich erlebe immer wieder, dass Menschen ihre sozialen Kontakte reduzieren, Mahlzeiten vermeiden und / oder einseitig essen, weil Beschwerden wie Durchfälle nicht mehr kalkulierbar geworden sind. Aus Angst vermeiden sie Bewegungsangebote und bleiben am liebsten nur noch zu Hause.
Oft wird ein Reizdarm diagnostiziert, der ja keine organische Diagnose darstellt, sondern lediglich eine Funktionsstörung mit oft unklarer Ursache. Weil die Symptome so vielfältig und wechselnd sind, ebenso wie die Auslöser, werden Patienten mit Reizdarmsyndrom meist diagnostisch „auf den Kopf“ gestellt. Die Blutwerte sind meistens okay, eine Dickdarmspiegelung zeigt i.d.R. glücklicherweise einen Normalbefund. Manchmal sind bestehende  Typ-1-Allergien bekannt. Oft erhalten Patienten allerdings „nur“ den Rat: „Damit müssen Sie leben“.

Also: Was essen, wenn ALLES Bauchweh / Durchfall / Blähungen / Krämpfe macht?

Um die verschiedenen Formen wie Allergien, Kohlenhydrat-Intoleranzen, Glutensensitivität oder Zöliakie gegeneinander abzugrenzen, ist die richtige Diagnostik wichtig. Kohlenhydrat-Intoleranzen beruhen auf einem Mangel entsprechender Verdauungsenzyme. Bei der Laktose-Intoleranz fehlt das Enzym Laktase, das die aufgenommene Laktose in Glukose und Galaktose zerlegt. Bei der Fruktose-Intoleranz gibt es zwei unterschiedliche Mechanismen. Die häufigere intestinale Fruktose-Intoleranz beruht auf einem defekten Transportsystem. Der Transporter GLUT-5 kann die Fruktose nicht mehr aus dem Darmlumen in die Dünndarmzellen schleusen und sie gelangt weiter in den Dickdarm. Dort vergären Bakterien die Zucker unter Gasbildung und blähen den Bauch auf.
Auch der Histmanin-Intoleranz liegt eine eingeschränkte Enzymaktivität zu Grunde. Die Darmschleimhaut produziert nicht genügend Diaminooxidase (DAO), die normalerweise das Histamin abbaut. Das im Körper angereicherte Histamin kann allergieähnliche Symptome auslösen.
Die Zöliakie ist eine Unverträglichkeit gegenüber glutenhaltigem Getreide wie Weizen, Dinkel, Grünkern, Gerste und Roggen. Die Schleimhaut des Dünndarms reagiert überempfindlich auf Bestandteile des Glutens, dem sog. Klebereiweiß.
Auch eine Glutensensitivität kann Beschwerden auslösen.

Typ I Allergien treten nach einer Sensibilisierung durch Erstkontakt – sofort nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Diese Soforttyp-Reaktion fällt mitunter heftig aus. Sie reicht von Magen-Darm-Beschwerden, dem oralen Allergiesyndrom, tränenden Augen, verstopfter Nase, Hautausschlägen und Flush über Atemnot bis hin zum anaphylaktischen Schock. Auf Nahrungsmittel- und Inhalationsallergene (z.B. Pollen, Hausstaubmilbe) bildet der Körper spezifische IgE-Antikörper (Immunglobulin E), die sich im Blut nachweisen lassen.

Das Darmmilieu kann sich im Laufe des Lebens durch diverse Faktoren verändern: Stress, Medikamente, Impfungen, Fehlernährung, Konservierungsstoffe u.a. Lebensmittelzusatzstoffe können zu einem Ungleichgewicht zwischen gesunden und krankmachenden Darmbakterien führen. Verschiedene Hinweise sprechen dafür, dass auch eine abnorm zusammengesetzte Bakterienbesiedlung im Darm ursächlich an der Entstehung vieler Erkrankungen beteiligt sein kann. Die gesunde Darmflora bildet mit ihren mehr als 400 verschiedenen Bakterienstämmen eine Voraussetzung nicht nur für einen gesunden Darm, sondern auch für die Gesundheit unseres Organismus insgesamt.

 
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